Israel schreibt mit Eichmann-Ausstellung die Geschichte des Holocausts neu

13-04-2011 15:27:37

BEIJING, 13. April. (Xinhuanet) -- 50 Jahre nach dem Prozess gegen den Nazi-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann gedenkt Israel des Anlasses auf eine Weise, welche eine neue Offenheit gegenüber dem Holocaust einzuläuten scheint.

Adolf Eichmann, der wegen seiner koordinierenden Rolle bei der Vernichtung der Juden als Architekt des Holocausts" bekannt ist, floh nach dem Krieg aus Deutschland. 1960 wurde er schließlich vom israelischen Geheimdienst Mossad in Argentinien gefasst und nach einem Prozess in Jerusalem gehängt. Im Verlaufe der Verhandlungen kamen Geschichten von jüdischer Tapferkeit und Widerstand zu Tage, welche das Bild des Juden, der kleinlaut in seinen eigenen Tod schreitet, erschütterte.

In der Folge wandten sich immer mehr Überlebende mit ihren Geschichten an die Öffentlichkeit, was die Forschung und die Erinnerungsarbeit verstärkte. Dabei erlangte auch das packende öffentliche Zeugnis von mehr als 100 Juden, welche die extremen Folterungen und Demütigungen überlebt haben, die Aufmerksamkeit der Welt. Es hauchte dem Horror der Nazi-Zeit förmlich Leben ein. Dies war der Wendepunkt, an dem der Staat Israel und das jüdische Volk begannen, von den Verfolgern Gerechtigkeit zu fordern. Sie sagten: Es reicht!", so Premierminister Benjamin Netanyahu am Sonntag.

Die Ausstellung in der offiziellen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem trägt den Titel: Mit mir gibt es sechs Millionen Kläger". Dieses Zitat wird dem Anwalt Gideon Hausner zugeschrieben, der Eichmann anklagte. Die Ausstellung präsentiert einige Gegenstände, die nie zuvor gezeigt wurden. Darunter etwa Eichmanns Brille, seine rote Brieftasche und Seiten seines Tagesbuchs, das er in seiner Zeit im israelischen Gefängnis geführt hat. Die originalen Fingerabdrücke, die nach seiner Festnahme genommen wurden, und eine Identitätskarte mit dem argentinischen Namen Ricardo Klement, werden ebenfalls gezeigt. Ebenfalls werden Bilder von Eichmann in seinen schwächeren Momenten präsentiert: Mit verbundenen Augen nach seiner Festnahme und während einer Untersuchung nach seiner Ankunft in Israel. In einem weiteren Foto kann man sehen, wie er in seiner Zelle in Pullover und Hausschuhen liest. Eichmann war kein Monster, sondern ein Mann, dessen ideologisches Ziel es war, das jüdische Volk zu vernichten", sagte Yehudit Shendar, der Kurator der Ausstellung.

Die deutschen Nazis und ihre Kollaborateure haben während des Zweiten Weltkrieges insgesamt rund sechs Millionen Juden ermordet. Viele folgten dabei Eichmanns Plan zu einer Vernichtung der gesamten jüdischen Bevölkerung in Europa.

Beim Prozess, der am 11. April 1961 begann und vier Monate lang dauerte, saß Eichmann im Innern einer gepanzerten Zelle. Dabei hörte er ruhig den Aussagen der Menschen zu, die seine Mordversuche überlebt hatten. Trotz der Behauptung, dass er nur Befehle ausgeführt habe, wurde Eichmann der Kriegsverbrechen und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Er wurde im folgenden Jahr erhängt. Dies ist das einzige Mal, dass Israel je die Todesstrafe aussprach.

Kürzlich veröffentlichte Aufnahmen bestätigten, dass Eichmann nicht bloß ein Untergeordneter war. Ich war kein gewöhnlicher Empfänger von Befehlen. Wenn ich einer gewesen wäre, dann wäre ich ein Narr gewesen. Ich war vielmehr Teil des Denkprozesses. Ich war ein Idealist", sagte er einst einem nazifreundlichen Journalisten in Argentinien, wie das Nachrichtenmagazin Spiegel vor rund zwei Wochen mit Verweis auf neues Archivmaterial schrieb.

Gideon Greif, der wissenschaftliche Berater der Ausstellung, sagte, dass die Ausstellung den Mythos entlarvt, dass Eichmann ein grauer Bürokrat gewesen sei. Er beschrieb Eichmann als einen karriereorientierten Beamten, der frustriert war, dass er nie befördert wurde und nie eine Audienz beim Führer" wahrnehmen konnte.

(Quelle: german.china.org.cn)

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